Unser 14-tägiger Gezeitentörn in der Bucht von Saint-Malo ermöglicht uns, die Kanalinseln die bretonische Küste westlich von Saint-Malo zu besuchen.
Nach der Schiffsübernahme und dem obligaten Ersteinkauf von Proviant, planen wir unsere erste Etappe bei perfekten Leichtwindbedingungen und Sonnenschein - wir setzen Kurs Richtung Iles Chausey.
Da wir schon früh am Nachmittag bei den Bojen vor der Grande Ile ankommen, hat es noch genügend Platz für uns und wir befestigen unser Schiff an Bug und Heck. Als Nächstes steht eine Dinghyfahrt auf die Hauptinsel auf dem Programm. Dort ankgeommen, bewundern wir die Inselgruppe bei fallender Gezeit und gönnen uns am Sandstrand eine Abkühlung im Meer. Zurück auf dem Schiff, planen wir unsere nächste Etappe und geniessen ein feines Znacht.
Die nächsten Tage verbringen wir auf den Kanalinseln. Mit dem Nordwestwind und einer perfekten Strömungsberechnung flitzen wir von des Iles Chausey nach Jersey, wo wir St Helier an der Südküste anlaufen - Segelspass pur. Mit der Einführung des Brexit hat sich das Einreiseprozedere für die Kanalinseln wieder verkompliziert; es erinnert mich an meine ersten Segeltörns in diesem Revier. Doch dank der modernen technischen Mitteln, ist es nun - im Gegensatz zu früher - möglich, die Zollformalitäten vorgängig abzuwickeln, so dass bei der Ankunft alles so ist, wie bisher.
Als wir uns Jersey von Südosten her nähern, werden wir von einer Delfinschule begrüsst, die uns für mehrere Seemeilen verspielt begleitet und uns Freude macht. In der Marina angekommen, müssen wir vorerst am Aussenponton festmachen, denn noch ist der Wasserstand zu niedrig zum Überqueren der Schwelle für in die Marina. Wir staunen über die vielen Gastschiffe, die alle einen Platz in der eigentlich schon vollen Marina finden wollen!
Der anhaltende leichte Nordwestwind und das herrliche Sommerwetter ermöglichen es uns, weiter nach Norden zu segeln. Wir peilen Sark an und übernachten vor Anker in der Derrible Bay. Nach einem Inselspaziergang umrunden wir die Insel mit dem Schiff im Uhrzeigersinn. Dazwischen legen wir eine Mittagspause vor Anker ein, bevor wir die Passage zwischen Sark und Herm durchfahren. Nach der Umrundung der gesamten Insel, nehmen wir Kurs auf Guernsey, wo wir uns im Südosten in der idyllischen Huet Bay wieder vor Anker legen.
Es zieht uns weiter nach Norden, so dass wir auch die nördlichste Kanalinsel, Alderney, besuchen. Mit der zügigen Strömung werden wir vor die Südküste der Insel gespült, wo wir wiederum in einer Ankerbucht , der einsamen Bucht "La Tchue", übernachten. Zurück auf Guernsey - dieses Mal in St Peter Port -, steht nach einer Woche Törn Wasch- und Putztag auf dem Programm. Aber natürlich darf auch ein Bummel durch das hübsche Städtchen und Abendessen im Restaurant nicht fehlen.
Nach fünf Tagen auf den Kanalinseln zieht es uns wieder ans Festland nach Frankreich. Von St Peter Port stecken wir unseren Kurs direkt nach Paimpol ab, wo wir unbedingt das richtige Zeitfenster zum Einlaufen treffen müssen - bei grösserer Verspätung fehlt das Wasser unter dem Kiel, so dass wir ein alternatives Ziel anlaufen oder trockenfallen müssten. Wiederum bringt uns eine kurzweilige Fahrt zu unserem nächsten Etappenort, den wir beinahe pünktlich erreichen. Es ist später Sonntagnachmittag und wir werden von bretonischer Volksmusik im Hafen empfangen. Die Festbänke lassen erahnen, dass hier schon während des ganzen Nachmittags gefeiert wird.
Rund 12 Stunden später verlassen wir Paimpol bereits wieder, denn nochmals sagt die Wettervorhersage einen Tag mit Segelwind voraus, bevor dann die grosse Flaute eintritt. Wir nutzen den neuen Tag und segeln noch einen Schlag westwärts nach Perros-Guirec, ebenfalls einer Marina, die nur bei Flut erreichbar ist. Für kurze Weile während der Wartezeit sorgt ein Abstecher zu den Sept Iles, wo wir vor Anker einen Lunch zu uns nehmen und ausruhen, denn zuvor verlangte ein Sonnenbrillen-Rettungsmanöver die Aufmerksamkeit aller.
Da wir etwas zu lange ausgeruht hatten, kommen wir erst knapp vor Schliessung der Durchfahrt in den Hafen an. Dies wird uns so richtig bewusst, als in der engen Durchfahrt unser Schiff von der Strömung hin und her gezogen wird. Davor warnen auch die grossen Schilder bei der Einfahrt. Zum Glück gibt es keinen Schaden; für die Hafenausfahrt am nächsten Tag nehmen wir uns vor, die ideale Ausfahrtszeit besser zu beachten.
Gesagt, getan: Die Hafenausfahrt bei Hochwasser ist ein Kinderspiel, da es dann überhaupt keine Seitenströmung gibt. Nach dem Flautentag, den wir als Land- und Ausruhetag nutzten, geht unsere Reise zurück Richtung Osten. Wir verlassen am Abend Perros-Guirec und verschieben uns in die schöne Bucht von Port-Blanc, damit wir am nächsten Morgen mit idealem Strom ostwärts segeln können. Das Tagesziel ist die Marina von Saint-Quay-Portrieux, die bei jedem Gezeitenstand erreichbar ist und über gute Infrastruktur verfügt. Am Vorabend des 14 juillet herrscht im Dorf Feierstimmung mit Festzelt, Musik und schliesslich einem kurzen Feuerwerk nach dem Eindunkeln. Wir sind positiv überrascht, wie ruhig es nach dem offiziellen Feuerwerk ist und wir somit gut schlafen können.
Am französischen Nationalfeiertag führt uns unsere letzte Etappe von Saint-Quay-Portrieux zurück nach Saint-Malo. Abgesehen von der 2m-Schwelle bei der Einfahrt ins Hafenbecken, ist unsere Rückkehr zeitlich eingegrenzt durch ein Fahrverbot nach 22 Uhr wegen des Feuerwerks, das gleich beim Hafen abgefeuert wird.
Rückblickend war die Idee, vor dem Feuerwerk in unsere Marina zurückzukehren, die perfekte Entscheidung: Einerseits konnten wir so gemütlich unser Material und das Schiff aufräumen, andererseits hatten wir einen privilegierten Platz, um das Feuerwerk mit musikalischer Untermalung aus nächster Nähe zu bewundern - ein würdiger Abschluss eines grossartigen Sommertörns, bei dem von Anfang bis Ende einfach alles stimmte!
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